Ihr habt sicher auf unsere nächste Meldung gewartet. Daß keine kam, lag u.a. daran, daß Montag und Dienstag sehr ereignisreich waren. Es gibt jede Menge Fotos und Videos. Wir sehen uns ja am 8./9.9. in Berlin zur Deutschen. Da werden dann USB-Sticks kopiert :). Für alle anderen werde ich diese Beiträge im Blog nachträglich mit ein paar Bildern und Links garnieren. Auf Facebook sind schon etliche Bilder gepostet.
Auf dem Montagsplan standen die Russischen Meisterschaften in Rolleski-Archery. Von uns Gästen starteten Yuki, der Ski-Archery in seiner Heimat im nördlichen Japan betreibt, und Jaanus aus Estland, der im Winter immer auf Skiern unterwegs ist, aber noch nie auf Rollerski stand. Vor allem nicht mit einem Bogen auf dem Rücken! Während Yuki gekommen war, um möglichst gut abzuschneiden, war Jaanus' lachender Kommentar "Survival is important!".
Geschossen wurde diesmal vor der Haupttribüne und die Laufstrecke verlief auf einer schmalen Asphaltstraße auf dem Stadiongelände, die vermutlich für solche Zwecke angelegt wurde. Damit saßen wir buchstäblich in der Ersten Reihe. Als angenehme Überraschung entwickelte sich das Wetter zu einem sehr annehmbaren Spätsommertag mit Sonnenbrandpotential. Das entschädigte für das höchst mittelmäßige Wetter des Wochenendes. Auch die Wohnblocks um Hotel und Stadion herum sahen gleich viel freundlicher aus und wir begannen zu ahnen, warum an den Häusern so viele Klimaanlagen angebracht waren.
Yuki schaffte es tatsächlich, sich als 19. im Vorlauf für das Finale der 20 besten zu qualifizieren! Jaanus ging - wie angekündigt - auf Nummer sicher, kam heil an, aber nicht weiter.
So ruhten unsere Hoffnungen auf Yuki, der sich mit hervorragenden Schießleistungen (Es mußte 4x geschossen werden. Jeweils ein Ziel war zu treffen, wofür je zwei Pfeile vorgesehen waren.) einen hervorragenden 11. Platz erkämpfte. Damit hatte er alles richtig gemacht und im wahrsten Sinne des Wortes das bestmögliche Ergebnis erzielt.
Hier ist übrigens ein Video über ihn von den Bogenlaufwettkämpfen:
Gegen die Biathleten aus den russichen Republiken war natürlich kein Kraut gewachsen. Die machten die Siege unter sich aus; bei den Männern, wie auch bei den Frauen. Nach den Siegerehrungen, Fernsehinterviews und div. Gruppen- und Abschiedsfotos zogen wir zum letzten Mal vom Stadion ins Hotel, aßen Mittag und packten unsere sieben Sachen. Ich versuchte noch, ein paar Mitbringsel und eine aktuelle Tageszeitung zu kaufen, in der Hoffnung, daß etwas über die Wettkämpfe drin stehen würde, aber die sollte es erste am Dienstag geben (also die Montagszeitung!).Am Ende saßen wir alle auf gepackten Koffern in der Lobby, warteten auf unseren Minibus, machten noch mehr Gruppenfotos, tauschten E-Mail-Adressen, kopierten Bilder und verabschiedeten uns von denen, die nicht mit uns nach Kasan fahren würden. Um 17 Uhr kam unwiderruflich der Abschied von Jelabuga.
Wir sortieren uns im Bus ein. Eine seltsame Stimmung: Einige würden wir schon am Wochenendewiedersehen, andere vielleicht nie mehr. |
Es folgten drei Stunden Fahrt durch den Osten Europas, durch eine hügelige, weite Landschaft, in die Bäche und kleine Flüsse tiefe Kerben geschnitten haben, Sonnenblumenfelder und abgeerntete Kornfelder, über die Kama, hin nach Kasan, wo wir in der Abenddämmerung in einen stadtweiten Stau gerieten. Sechsspurige Straßen reichten für den Feierabendverkehr nicht aus. Die Russen, vermutlich Erfinder der Anarchie, fuhren sogar über Bürgersteige. Dank der Ortskenntnis unseres Fahrers kamen wir aber rechtzeitig am Bahnhof an, von wo wir gegen 21:45 im Liegewagen gen Westen fuhren.
Am Dienstag Morgen konnten wir noch ein paar Stunden Wald und ab und zu kleine Dörfer entlang der Bahnstrecke anschauen und bekamen eine kleine Ahnung davon, was russiche Weite bedeutet. Das Nieselwetter machte mich nicht gerade euphorisch, angesichts der teilweise desolaten Bauernhöfe, Industriebrachen und verwilderten Kulturlandschaften. Nur vereinzelt stachen neu erbaute oder renovierte Häuser heraus. Die Zeit scheint abseits der Metropolen stillzustehen.
Um 10 Uhr fuhren wir bei bedecktem Himmel in den Kasaner Bahnhof in Moskau ein, dann weiter mit der Metro zum Belorussischen Bahnhof, wo wir unser Gepäck einlagerten und schließlich mit der Metro zum Sightseeing ins Zentrum zum berühmten Roten Platz.
Maxim als Moskauer unser Anführer zeigte uns zunächst das Bolschoi-Theater, die Duma und dann gingen wir durch eine Sicherheitskontrolle auf den Roten Platz. Leider war er ziemlich zugebaut mit mobilen Tribünen, denn dieser Tage findet dort ein großes Festival von Militärkapellen aus aller Herren Länder statt. Etwa 8.000 Teilnehmer sollen es sein. Gebaut wird auch aller Orten. Kräne haben die Luftherrschaft über den Platz. Das gute alte GUM (Universalkaufhaus) ist jetzt eine Nobel-Shoppingmeile.
Den toten Lenin haben wir nicht gesehen, dafür aber ein Double, mit dem man sich fotografieren lassen konnte. Er hatte aber gerade Mittagspause und aß einen Burger vom nahen Макдоналдс. Ein unbestreitbarer Vorteil des Etablissements sind übrigens die kostenlosen und sauberen Toiletten...
Die Sonne kam heraus und auf einmal erstrahlten all die vergoldeten Kuppeln und Ikonen und kündeten vom Reichtum und der Macht der russischen Herrscher. Welch ein Unterschied zu der Tristesse auf dem Lande!
Andras und Ferenc aus Ungarn mußten zu ihrem Flieger. Und auch Vladimir mußte los. Ein weiterer Abschied an diesen Tagen.
Am Ende gingen wir noch in den Kremlbezirk innerhalb der Mauern und besichtigten das Ensemble mit den berühmten Basilikas. Allmählich wurden aber auch wir Läufer pflastermüde.
Im Kreml verabschiedeten wir uns von Jaanus, der erst später zum Flieger musste und machten uns auf den Weg zum Flughafen. Am Belorussichen Bahnhof sagten wir Maxim leichten Herzens auf Wiedersehen, denn er kommt ja wie Jaanus zur Deutschen nach Berlin.
In Scheremetjevo halfen wir Yuki beim Einchecken seines Übergepäcks und dann war auch schon unsere eigene Boardingtime heran. Überpünktlich um 20:30 Ortszeit legte unser Flieger vom Terminal ab landete nach ruhigem Flug gegen 21 Uhr in Berlin.
Uns so endet das Abenteuer, welches, im Nachhinein betrachtet, keines war.
Es bleibt das Gefühl, auf einer dreitägigen Bogenlauf-Party gewesen zu sein und daß die Familie der Bogenläufer durch die kommenden Meisterschaften in Berlin und Den Haag einfach weiterzieht zur nächsten Party.
So soll es bleiben! Die Kontakte sind geknüpft. Wir kennen uns jetzt besser und machen ganz bestimmt weiter! Das ist vor allem das Verdienst der russischen Sportler um Maxim und die beiden Vladimirs.
Bolshoi cpocibo an Maxim, unseren Gastgeber, Superorganisator, Hans Dampf in allen Gassen und alle anderen, die die Meisterschaften zu so einem tollen Event gemacht haben.
Liebe Grüße an die Bogenlaufgemeinde in Deutschland von
Thorsten,
der mit dem Bogen läuft.
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